In vielen Zahnarztpraxen steht der Wunsch nach einem harmonischen Teamklima ganz oben. Verständlich, denn heute möchte niemand mehr mit Druck, Kontrolle oder starren Hierarchien arbeiten. Doch genau dieser Wunsch führt in der Praxisführung immer wieder zu einem entscheidenden Missverständnis: Ein gutes Miteinander reicht nicht aus, um der Führungsrolle als Chef/in gerecht zu werden.
Wenn Klarheit fehlt, hilft auch Harmonie nicht weiter
Was auf den ersten Blick nach Teamgeist aussieht, entpuppt sich im Alltag oft als Stolperfalle. Es beginnt meist schleichend: Aufgaben bleiben liegen, Zuständigkeiten sind den Teammitgliedern unklar, Entscheidungen werden vertagt. Die Teamatmosphäre bleibt freundlich, jedenfalls an der Oberfläche. Im Hintergrund entstehen Reibungsverluste, Stress und Frustration. In dieser Grauzone fehlt eine klare Linie was dazu führt, dass Verantwortung hin- und hergeschoben wird, ohne dass jemand wirklich entscheidet.
Ich sehe in meiner Arbeit mit verschieden großen Praxen immer wieder, wie schwer es vielen fällt, diese Dynamik selbst zu erkennen. Besonders dann, wenn die Stimmung im Team grundsätzlich gut ist. Wer nicht führt, überlässt anderen die Chef-Rolle und riskiert, dass Entscheidungen an der falschen Stelle getroffen werden.
Verantwortung braucht Richtung, keine Kontrolle
Gute Führung heißt nicht, alles besser zu wissen oder jedes Detail zu kontrollieren. Es heißt, Verantwortung zu übernehmen für den Rahmen, in dem das Team arbeitet. Entscheidungen zu treffen, Prioritäten zu setzen und transparent zu kommunizieren, in welchem Rahmen sich alle Teammitglieder bewegen.
Viele Praxisinhaber:innen schrecken davor zurück, ihre Rolle klar zu leben. Meist aus Sorge, das gute Verhältnis zum Team zu verlieren. Doch genau das Gegenteil passiert: Ein klarer Rahmen schafft Entlastung, weil er Mitarbeitenden Orientierung gibt. Wer weiß, woran er ist, arbeitet sicherer und fühlt sich langfristig wohler.
Teams wünschen sich Klarheit. Das zeigen mir unzählige Gespräche mit Mitarbeitenden in Praxen jeder Größe. Sie sagen: „Ich brauche jemanden, der sagt, wo es langgeht, der einen roten Faden vorgibt.“ Oder: „Ich möchte wissen, was von mir erwartet wird. Das darf nicht ständig wechseln.“
Struktur schaffen ohne die Nähe zum Team zu verlieren
Führung auf Augenhöhe ist möglich. Wenn du diese Zeilen list, musst du nicht zur autoritären Chef:in werden, um dein Team zu leiten. Im Gegenteil: Je klarer du bist, desto entspannter wird die Zusammenarbeit. Denn Klarheit heißt nicht Härte. Klarheit heißt Verlässlichkeit und stärkt das Vertrauen.
Wenn du Führung neu denkst, kannst du gleichzeitig nahbar und klar sein. Du kannst Entscheidungen treffen, ohne dich zu rechtfertigen. Und du darfst in deiner Rolle als Leitung sichtbar sein.
Mehr dazu in der aktuellen Podcastfolge
Wenn du den Eindruck hast, dass dein Team gut funktioniert, aber du dich trotzdem immer wieder zerreißt zwischen Verantwortung, Rücksichtnahme und der Hoffnung, dass „es sich schon irgendwie regelt“, dann lohnt sich vielleicht ein Blick hinter die Kulissen einer anderen Praxis.
In dieser Podcastfolge zeige ich dir:
- warum Führung mehr ist als „ein gutes Verhältnis“
- wie du Klarheit schaffst, ohne Druck auszuüben
- und woran du erkennst, dass dein Team nach mehr Orientierung sucht